Tagebuch

Ausschlafen (bis 8.30 Uhr), Blog schreiben und ein lecker Frühstück.

So entspannt kann Reisen sein.

 

 

Wir gehen mit Artem und Diana noch einkaufen. Wir brauchen Motoröl, Scheibenwischer, was zu Trinken, Kekse.

Dann ein herzlicher Abschied.

 

 

 

Es ist schon fast 13.00 Uhr bis wir endlich aus Nowosibirsk draußen sind. 1,5 Mio Einwohner bedeuten halt auch viel Verkehr und Google kann sich manchmal auch nicht recht entscheiden wo es hingehen soll. Ob das heute noch was wird mit Omsk ? Etwa 680 km.

Jetzt sind wir in „der“ Taiga angekommen. Quasi Moos in groß. Gerade Straßen, wenig Kurven, keine nennenswerten Erhebungen.

Allerdings gibt es hier noch reichlich Tümpel, Schilfgebiete, bunte Wiesen und Birkenwälder.

Dazwischen große Getreidefelder, die aber mit Baumgruppen und Wäldchen durchsetzt und zerklüftet sind. Anscheinend ist der Boden da zu schlecht oder zu nass. Sieht jedenfalls schön aus.

Die Sonne geht gerade hinter ein paar Gewitterwolken unter, als wir Omsk passieren. Hätten wir nicht gedacht, dass wir das trotz des Verkehrs heute noch schaffen.

Der Panda riecht schon seit einiger Zeit ziemlich penetrant nach Benzin, v.a. wenn wir frisch getankt haben. Da müssen wir mal nachschauen. Aber heute nicht mehr, denn was es hier noch reichlich gibt, sind vollkommen ausgehungerte Mücken.

Also Zelt hinschmeißen, rein und zugemacht. Trotzdem hat es ein knappes Dutzend geschafft. Die heißt es erstmal zu erlegen, vor wir unser müdes Haupt zur Ruhe betten können.

Das Rütteln des Panda ist einfach furchtbar. Irgendwas müssen wir ändern. Hm - wir haben doch noch den Reservereifen. Mit der verhauten Felge aus der Mongolei. Wir tauschen einfach ein Hinterrad aus und schauen ob es besser wird. Wenn nicht, dann tauschen wir das Andere. Wenn das auch nicht klappt, dann schauen wir weiter.

Fangen wir mal links hinten an. Die Laufrichtung des Profils stimmt zwar nicht – aber was soll´s.

Und? Quasi ein Traum im Vergleich zu vorher. Zuhause würde man so wahrscheinlich nicht rumfahren, aber wir sind ja (noch) nicht Zuhause.

Auch die neuen „Dämpferpäckchen“ aus unserer Antirutschmatte, die wir noch in Ulan Ude gebastelt haben, bewähren sich recht gut. Sie sind zwar ein bisschen hart, aber dafür halten sie jetzt schon 2000 km. Da wären die Isomattenpolster schon längst Matsch.

Morgen müssen wir uns in Nowosibirsk nochmal mit Motoröl eindecken und uns ein neues Scheibenwischerblatt gönnen.

So flitzen wir weiter durch den nahezu Dauerregen. Die Russische Taiga ist hügeliger als gedacht und immer wieder von gewaltigen Getreidefeldern unterbrochen. Ansonsten Birken- Kiefern- und Fichtenurwald.

 

 

Aber es geht meist flott voran und wir könnten gegen 20 Uhr die 980 km bis Novosibirsk geschafft haben.

Bei einer Pinkelpause meint Paul: „Schau mal, der Auspuff hängt so komisch“.

Also Wagenheber raus und hoch mit dem Panda. Der Draht, der den Auspuff sein dem ersten

Tag am Pamir hochgehalten hat, ist futsch. Aber wir haben ja noch...

Eine knappe halbe Stunde später geht es wieder weiter.

Google Maps dirigiert uns durch die 1,5 Mio Einwohnerstadt direkt zu Artemejs Wohnblock.

Paul sucht gerade die Telefonnummer im Handy, da stehen Diana und er bereits neben unserem Auto. Sie wollten gerade Artemejs Eltern zum Flughafen fahren, da haben sie unseren Einkaufskorb anschaukeln sehen. Jetzt fährt Diana die Eltern fort, und Artemej macht uns was zu Essen (Blini mit „rotem“ Kaviar – hat sein Vater mitgebracht - , so etwas ähnliches wie russische Ravioli – hatten wir schon in den Suppen – und eine Art Fleischsülze. Lecker.

Wir schauen ein paar Bilder von ihrem Urlaub im Altai und in der Mongolei an und unterhalten uns noch lange.

Das mit dem „Ziegelstein aufs Gaspedal und durch“ gestaltet sich schwieriger als erwartet. Es gibt in Russland statistisch gesehen nur 8 Einwohner / km², aber die Hälfte davon ist anscheinend auf unserer Straße unterwegs. Dazu kommen noch Baustellen und immer wieder Ortschaften, die uns runterbremsen. Das Wetter ist trüb und kühl (wie seit Tagen) – da macht nicht mal das Fotografieren Spaß.

Als sich die Wartburg-Kings zum ersten mal melden, haben wir schon fast 200 km Vorsprung auf sie. Das wird wohl nix mehr mit „convoiing“. Schade, aber wir wollen / müssen weiter. Erstens nach Hause und zweitens hat uns Artemej eingeladen, ihn morgen in Nowosibirsk zu besuchen (Artemej: vgl. Tag 33, mit Diana im Cafe, Übersetzer und Begleiter in die Mongolei). Aber das sind fast 1900 km von Irkutsk. Das heißt Fahren. Und Fahren. Und ….

Rosto schickt uns seine aktuelle Position. Hm – die nächste Ortschaft liegt ziemlich genau in der Mitte.

„Da suchen wir uns ein Cafe oder eine Raststätte und warten dort auf ihn“. Wir sind noch am Suchen, da kommt er uns schon entgegen. Das ist ein Timing!

Im „Cafe“ liegt eine mords Speisekarte aus. Während wir noch am Schauen sind, kommt die Wirtin und bedeutet uns, dass wir die Karte vergessen können, es gibt gefüllte Teigtaschen. Ok. Dann nehmen wir halt die. Rosto will anschließend noch 4 Tassen Tee für seine Thermoskanne haben. Er bekommt 3. „Wasser ist aus“ meint die Wirtin...

Eigentlich pressierts uns ja, aber die Stunde gönnen wir uns gerne. Schon toll was mobiles Internet möglich macht.

Es beginnt zu regnen – Klasse, das auch noch. Stundenlang. Irgendwann wird es dunkel. Wir machen eine kleine Pause um etwas zu Essen. Immer wieder spannend was man serviert bekommt, wenn man eigentlich gar nicht weiß, was man bestellt. Immerhin kann ich „Borschtsch“ verstehen (ok, einen bitte) und „Schaschlicki“ (nimmt Paul) und er deutet irgendwo auf die Reihe, über der auf kyrillisch das Wort „Salat“ zu entziffern ist (Danke, Katja!!!).

Weiter geht’s bei strömendem Regen durch die Nacht. Der Gegenverkehr blendet furchtbar, es gibt keine Straßenmarkierung um sich zu orientieren und man weiß nie, ob sich unter der Pfütze nicht vielleicht doch ein riesiges Schlagloch versteckt. Anstrengend.

Irgendwann lässt der Regen dann doch nach, und wir entdecken an einer Tankstelle eine etwas abgelegene asphaltierte Ecke, auf der wir unser Zelt aufstellen können.

Noch 120 km bis Krasnojarsk.

Ins Bett gehen lohnt sich nicht mehr, also frühstücken wir erstmal in dem kleinen Hotel an der Finish Line und können endlich die angesammelten Tagebucheinträge incl. Bildern hochladen.

Das dauert seine Zeit. Wir sind fertig, die „Registration“ ist inzwischen auch besetzt, jetzt sind wir auch ganz offiziell angekommen !!! Wir sind erst Nummer 49 (und wir dachten, mindestens die Hälfte wäre schon da).

Wir unterhalten uns ein wenig mit den Leuten, lassen unsere Räder wuchten (keine gute Idee, denn jetzt rattert der Panda zwischen 100 und 120 – Panda-km/h – noch deutlich mehr als vorher). tauschen Geld, gehen was Essen usw.

Nachmittags werden wir zu einem Interview mit einem der Adventurists gebeten: was wir so machen, wie wir zur Mongolrally kommen, was uns am besten gefallen hat, was wir anders machen würden … War echt ein nettes Gespräch. Ich habe nur vergessen zu fragen, was sie damit machen.

Inzwischen sind noch ein paar weitere Rallyer eingetroffen – nur unsere Engländer immer noch nicht (PS: „Al“ heißt „Berti“ - also eigentlich „Albert“ - aber halt eben „Berti“...). Wo die wohl bleiben? Sie sind doch mit uns in Ulaabataar losgefahren.

Bei der Finish Line ist auch eine große Halle mit Musik und Bewirtschaftung – da treffen wir uns am Abend alle und ratschen uns so durch. Tolle und weniger tolle Geschichten hört man da.

Es ist schon nach neun, da kommt plötzlich noch eine Gruppe zur Tür rein. Großes Hallo. Archie, Berti und ihre Kumpels. Ihr zweites Auto hatte schlapp gemacht. Deswegen hatte es so lange gedauert - ein Nissan Micra schleppt den anderen 100 km weit. Jeder mit 3 Erwachsenen besetzt - plus Gepäck. Wahnsinn.

Es ist schon kurz nach Mitternacht als ich endlich ins Bett falle. 40 ereignisreiche Stunden nach dem Aufstehen.

Deswegen dauert es ein wenig länger am nächsten Tag, bis wir frühstücken gehen und unseren Kram zusammenpacken. Wir haben beschlossen, unseren Panda nach Hause zu fahren. Vorher kaufen wir noch eine russische SIM Karte für Pauls Handy. Das erleichtert und das Kontakt halten...

Der Weg zur M55 – der Straße die uns nach Irkutsk bringt – führt uns nochmal an der Finish Line vorbei. Ein letzter Blick. Stop !

Den gelben Polo kennen wir doch, der da auf der Rampe steht. Nochmal rein in den Hof. Tatsächlich: unsere beiden Österreicher sind vor ein paar Minuten eingetroffen. Nochmal ein kurzer Ratsch. Dann geht es aber echt los.

Leider ist es seeehr bedeckt, als wir am Baikalsee eintreffen. Und deshalb wirkt er gar nicht so gewaltig, wie er ist – schade.

Und eigentlich wollten wir eine Runde baden, aber der Wind ist saukalt. Immerhin stelle ich mich bis zu den Waden in die ziemlich kühle Brandung.

50 km vor Irkutsk fängt es ordentlich zu Regnen an. Mist – wir wollten doch mit dem „Wartburg Kings“ aus der Slowakei heute zusammen Zelten. Aber bei dem Sauwetter – nein danke. „Da suchen wir uns doch in Irkutsk ein günstigen Hotel“ - dachten wir uns....

Beim fünften Versuch haben wir wenigsten ein Zimmer bekommen, wenn auch nicht günstig. Aber wir hatten von dem Rumgekurve echt die Nase voll.

Vielleicht campen wir mit den Wartburgern dann wenigstens morgen. Und morgen wollen wir uns auch mit Rosto treffen, dem Motorrad-Weltreisenden. Er fährt von Nowosibirsk Richtung Irkutsk...

Wir sind gespannt.

... bis wir wieder von uns was haben hören lassen. Aber in der mongolischen Steppe ist das schwer mit dem Internet. Ich hoffe auf euer Verständnis :)

Aber dafür gibt es jetzt viel Text und viele Bilder auf einmal - ist doch auch schön, oder?